Fiqh bedeutet wörtlich „Verständnis“ – und im islamischen Kontext meint es das Verstehen der religiösen Vorschriften im Detail. Es umfasst alle praktischen Lebensbereiche: von der Reinheitslehre über Gebete, Fasten, Spenden, Pilgerfahrt bis hin zu Ehe, Ernährung, Geschäftspraktiken und mehr. Kurz: Fiqh ist die Anwendung der Glaubensprinzipien im täglichen Leben. Während die ʿAqīdah das Warum liefert (z.B. Warum beten wir? Weil wir an Allah glauben und Seine Nähe suchen), liefert der Fiqh das Wie (z.B. Wie beten wir? Welche Handlungen, Worte und Zeiten sind vorgeschrieben?). Ohne Fiqh würde jeder nach eigenem Gutdünken handeln, was zu Chaos führen würde. Allah hat uns jedoch nicht im Unklaren gelassen, sondern durch den Koran und den Propheten Muhammad genaue Richtlinien gegeben, wie wir Ihn anbeten und miteinander umgehen sollen.
Ein gut verstandenes Fiqh ist ein großer Segen. Der Prophet ﷺ sagte: „Wem Allah Gutes will, dem verleiht Er Verständnis (Fiqh) in der Religion.“. Ein Mensch, der die Regeln Allahs kennt, kann auf dem geraden Weg bleiben, ohne in Extreme oder Nachlässigkeit zu verfallen. Man denke etwa ans Gebet: Jemand ohne Fiqh-Wissen könnte aus Unkenntnis Gebete auslassen oder falsch beten. Jemand mit Fiqh hingegen weiß genau, wann die Gebetszeiten sind, welche Voraussetzungen (z.B. Wudu) nötig sind, was die Gebetsgültigkeit aufhebt usw. Er kann seine Pflicht Allah gegenüber korrekt erfüllen und hat dadurch innere Ruhe. Wissen schützt vor unnötigen Fehlern und Gewissensbissen.
Hier sind einige Beispiele, wie Fiqh deinen Alltag beeinflusst:
Reinheit und Gebet: Du stehst morgens auf – Fiqh lehrt dich die Regeln der Ṭahāra (Reinigung). Du weißt, wie man die Gebetswaschung (Wudu) macht, welche Dinge den Wudu brechen und wann eine Ganzkörperwaschung (Ghusl) Pflicht ist. Dadurch beginnst du das Gebet im reinen Zustand. Während des Gebets kennst du durch Fiqh die Pflichten (Farāʾid) und empfohlenen Handlungen. Sollte mal etwas Unvorhergesehenes passieren (z.B. du vergisst eine Gebetseinheit), hast du durch Fiqh das Wissen um die Ausgleichshandlung (Sujud as-Sahw). Dein Gebet wird also gültig und vollständig, weil du die Regelungen kennst.
Ernährung und Einkommen: Beim Frühstück greifst du selbstverständlich zu halāl Lebensmitteln. Dank Fiqh weißt du, welche Speisen und Getränke erlaubt sind und welche nicht (z.B. kein Schweinefleisch, kein Alkohol etc.). Später am Tag im Berufsleben hilft dir Fiqh, ethisch zu handeln: Du weißt, dass Zinsgeschäfte verboten sind, Betrug und Bestechung Sünden sind und Verträge einzuhalten sind. Wenn du selbständig bist oder Handel treibst, kennst du die islamischen Geschäftsregeln und vermeidest zweifelhafte Verträge. Der Prophet ﷺ hat betont, dass der ehrliche, rechtschaffene Händler am Tag der Auferstehung in hoher Ehrenposition sein wird – Fiqh zeigt dir, wie du zu diesen Ehrlichen gehörst. Ein Muslim, der Fiqh im Finanz- und Geschäftsleben anwendet, verdient sein Geld auf reine Weise, was wiederum Segen (Baraka) ins Einkommen bringt.
Ehe und Familie: Fiqh klärt dich darüber auf, wie eine islamische Ehe geschlossen wird, welche Rechte und Pflichten Mann und Frau gegenseitig haben, wie die Kindererziehung auszusehen hat. Du lernst, welche Verwandten man nicht heiraten darf, wie die Erbaufteilung nach islamischem Recht ist, und vieles mehr. Dieses Wissen verhindert viele Konflikte. Zum Beispiel weißt du als Ehemann, dass die Brautgabe (Mahr) Pflicht ist und kein „Geschenk“ – du kommst deiner Pflicht nach und sicherst damit den Respekt deiner Frau. Als Ehefrau weißt du, dass der Mann Unterhaltspflichtig ist, aber du ihn dabei unterstützen kannst – so findet ein Miteinander im Rahmen der Regeln statt. Familienleben nach Fiqh-Prinzipien ist ausgewogen und gerecht, weil es auf Allahs Anweisungen beruht, nicht auf Launen.
Persönliche Entwicklung: Wusstest du, dass sogar Charaktereigenschaften und Ethik Teil des Fiqh (bzw. der Scharia) sind? Es gibt islamische Vorschriften zum Verhalten – z.B. die Pflicht, Versprechen zu halten, die Eltern gut zu behandeln, die Verbote von Lügen, Verleumdung, Hochmut etc. Indem du diese kennst, arbeitest du aktiv an deinem Charakter. Fiqh erinnert dich auch an die Pflicht zur Reue, falls du einen Fehler begangen hast, und zeigt dir den Weg der Wiedergutmachung (etwa die Kaffāra bei bestimmten Übertretungen).
Zusammengefasst: Fiqh macht dich zu einem bewussten Muslim, der weiß, was er tut und warum. Dieses Wissen schenkt Selbstvertrauen in der Religionsausübung. Du musst nicht bei jeder Kleinigkeit unsicher sein oder andere fragen – viele Dinge kannst du selbst beurteilen, wenn du Fiqh studiert hast. Natürlich hört das Lernen nie auf; selbst Gelehrte lernen ihr Leben lang hinzu. Aber bereits ein solider Grundlagenkurs kann dir die häufigsten Fragen und Situationen abdecken.
Die Islam-Akademie bietet einen Fiqh-Kurs an, der ideal für Einsteiger (und auch Fortgeschrittene zur Auffrischung) ist. Geführt von qualifizierten Lehrern (mit klassischem Abschluss, z.B. unser Dozent hat einen Bachelor in islamischen Wissenschaften aus Medina), behandeln wir zunächst die Anbetungshandlungen (Gebet, Fasten, Zakat, Hadsch) im Detail, da sie jeden betreffen. Anschließend gibt es Module zu Familienrecht, Halāl-Haram im Alltag (Essen, Trinken, Kleidung), und einen Einblick in Finanzethik. Der Unterricht ist praxisnah: Wir besprechen reale Alltagsfragen und geben Raum für deine persönlichen Fragen. Ziel ist, dass du nach dem Kurs die meisten religiösen Alltagsfragen für dich und deine Familie selbst beantworten kannst – auf Basis von Koran und Sunna.
Denke daran: Guter Wille allein genügt nicht, die Handlungen müssen auch richtig sein. Allah sagt: „Wisst, dass keiner, dem Wissen fehlt, gleich sein kann dem, der Wissen hat.“ (siehe Koran 39:9 sinngemäß) – Wissen macht den Unterschied. Investiere also in dein Verständnis (Fiqh) der Religion. Es ist ein Investment, das sich in jedem Moment deines Lebens bezahlt macht: durch gültige Gottesdienste, ein reines Gewissen und den Segen Allahs in deinem Tun.